Kann man von Cannabis abhängig werden?
Es heißt ja immer, dass Cannabis weniger süchtig machen soll als andere Drogen. Allerdings ist gewiss, dass Cannabis abhängig machen kann. Wie auch alles andere im Leben. In diesem Artikel schauen wir uns an durch welche Faktoren man abhängig von Cannabis werden kann. Der Prozess kommt meistens schleichend, das ist klar. Wenn man weiß wodurch die Sucht entsteht, fällt es leichter es nicht so weit kommen zu lassen. Ebenso werden wir zeigen an welchen Hebeln man drehen kann um den Suchtfaktoren entgegenzuwirken.
Gewohnheiten
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, somit spielen Gewohnheiten eine starke Rolle bei der Gestaltung unseres Alltags und der Führung unseres Lebens. Unser Gehirn belohnt uns für „gute Taten“ mit Glückshormonen. Dabei kommt die erste Ausschüttung häufig mit dem ersten Konsum zusammen. Mit der Zeit schüttet der Körper aber bereits Glückshormone aus, während man den Joint baut. Wenn man regelmäßig vor dem bauen einen Kaffee trinkt, schüttet der Körper bereits beim Genuss des Kaffees Glückshormone aus, um zu signalisieren, dass gleich ein Joint geraucht wird. Somit verschiebt sich die Ausschüttung von Glückshormonen zeitlich rückwärts. So kann es kommen, dass das Gehirn bereits nach dem Aufstehen signalisiert Cannabis zu konsumieren.
Wer Cannabis auf Dauer konsumiert, sprich über einen langen Zeitraum regelmäßig kifft, strukturiert sein Leben entsprechend. Dabei ist es nicht abzustreiten, dass man High andere Bedürfnisse, Wünsche und Aktivitäten hat, als nüchtern. Kiffen macht gemütlich, ist da eine grobe Faustregel. Man bevorzugt Entspannung und Ruhe. Somit stellt man vielleicht einige Aktivitäten ein, die man ausführen würde, wenn man nüchtern wäre. Mit der Zeit macht sich das Phänomen in vielen Bereichen des Lebens bemerkbar.
Somit strukturiert man seinen Alltag umso stärker um, je länger man regelmäßig kifft. Je mehr Zeit vergeht, umso schwieriger wird es entsprechend diesem Kreislauf zu entkommen. Wenn man nun versucht mit dem Kiffen aufzuhören, fällt es einem schwer, da der Alltag danach ausgerichtet ist High zu sein. Somit kommt man schwieriger in die gewohnten Bahnen zurück, je mehr Zeit vergeht.
Harmlosigkeit von Cannabis führt zur Sucht
Geradezu die „harmlose Erscheinung“ des Cannabis wird in vielen Fällen zum Verhängnis. Was meinen wir damit genau? Nunja, Cannabis beeinträchtigt körperlich kaum und hat, im Vergleich zu anderen Drogen, keine starken körperlichen Nebenwirkungen bei Dauerkonsum. Zudem haben gewohnte Kiffer während des Rausches die totale Kontrolle und können High alltägliche Aufgaben problemlos erledigen. Somit sehen viele keinen Grund „genau jetzt“ nicht zu kiffen. Mit der Zeit häufen sich solche Vorkommnisse und Kiffen wird zur Regel.
Stressbewältigung
Aufgrund der beruhigenden und entspannenden Wirkung von Cannabis nutzen viele Häufig das Gras zum “runterkommen”. Man versucht durch den Konsum von Marihuana seine Gefühle und Gedanken zu unterdrücken, bzw. etwas zu beruhigen. Nach stressigen Momenten oder Tagen ist es für viele Kiffer üblich mal einen durchzuziehen. Nach langer Zeit verliert man die Fähigkeit Stress und negative Gefühle anderweitig zu verarbeiten und braucht die künstliche Entspannung um sich zu beruhigen. Ohne der Einnahme von Cannabis fühlt man sich dann leicht gereizt und gestresst. Dadurch verstärkt sich Cannabis Abhängigkeit.
Soziale Cannabis Abhängigkeit
Nicht selten wird man von Cannabis abhängig, aufgrund des sozialen Umfeldes. Oft kommt es vor, dass bei regelmäßigen Cannabiskonsum der Kontakt zu nichtkiffenden Menschen vernachlässigt wird. Dies kann viele Gründe haben. Zum Beispiel ist man high anders gesinnt als nüchterne Menschen und hat Lust auf andere Aktivitäten, andererseits kommt man oft nicht zum Rauchen mit „nicht-Kiffern“. Da sich viele Menschen auch auf negative Weise äußern, wenn man in ihrer Gegenwart kifft, oder high ist, wird das Phänomen zusätzlich verstärkt. Somit sammeln sich mit der Zeit immer mehr Kifferfreunde an und immer weniger Nichtkiffer. Auch wenn man viele Menschen kennt, die nicht kiffen, geht es dennoch um die, mit denen man die meiste Zeit verbringt. Es ist oft bemerkbar, dass die ein hoher Anteil der Freunde von Kiffern ebenfalls Kiffer sind.
Sein soziales Umfeld auf diese Weise umzustrukturieren ist ein Schritt zur Abhängigkeit, die man nur sehr schwer loswerden kann. Wenn man nun versucht aufzuhören und mit seinen alten Freunden unterwegs ist, wird üblicherweise dennoch gekifft und man selbst muss versuchen zu widerstehen. Oft ist es schwierig, da man auch gerne high wäre weil es alle sind und weil man die Situation aus nüchterner Perspektive oft als langweilig empfindet. Zudem wird im alten Freundeskreis oft über Cannabis geredet und man steht quasi dauerhaft in Kontakt (ob passiv oder aktiv) mit Cannabis. “Aus den Augen aus dem Sinn”, da im altbekannten sozialen Umfeld Cannabis aber “in den Augen” bleibt, fällt es umso schwieriger sich davon trennen zu können.
Körperliche Abhängigkeit von Cannabis
Unser Gehirn schüttet während des Rausches viele Glückshormone aus. Dadurch werden Erlebnisse, die in Zusammenhang der Einnahme stehen, oft als positiv abgespeichert. Eine Anhäufung dieser positiv abgespeicherten Erinnerungen kann dazu führen, dass Ereignisse, die nüchtern wahrgenommen werden, im Gehirn als weniger positiv wahrgenommen werden. Obwohl unser innerer Wert zu dem Ereignis gleich bleibt, das Gefühl verändert sich.
Unser Belohnungszentrum im Gehirn und unsere Synapsen gewöhnen sich an diesen zusätzlichen Schub an Glücksgefühlen. So dass sie auch in Zukunft „zusätzliche“ Glückshormone, wie z.B. Endorphine fordern.
Nach dem aufhören mit Kiffen, erfordert es erst einmal Zeit, bis sich das Gehirn wieder an den Normalpegel angepasst hat. In der Zwischenzeit kann es zu depressiven Phasen kommen.
Hingegen sind körperliche Entzugserscheinungen viel milder Ausgeprägt als beispielsweise bei Opiaten oder Alkohol. Mehr zu Entzugserscheinungen von Cannabis findest du in unserem Artikel: Entzugserscheinungen vom Cannabis
Fazit – Kann man süchtig nach Cannabis werden?
Wir sehen Cannabis kann auf vielen Ebenen süchtig machen. Der Prozess kommt schleichend, für den einzelnen kaum wahrnehmbar. Doch sobald man es bemerkt, ist es oft zu spät. Ein verantwortungsvoller Umgang hat noch keinem geschadet. Außer vielleicht den Dealern, die dadurch weniger Ott verkauft haben.